
„Unterweisungskonzept? Wird doch eh nicht bewertet, da mache ich es mir einfach: Ich besorge mir einfach irgendwoher eins oder zimmere mir ein Alibikonstrukt zusammen.“
— Don AdA
Sinn, Zweck und Ziel
In einer ersten Betrachtung sieht es in der Tat einfacher, schneller und weniger arbeitsintensiv aus, ein bereits angefertigtes Konzept zu verwenden und dem Prüfungsausschuss vorzulegen.
Jedoch verfehlt man mit diesem Vorgehen den ursprünglichen Sinn eines Unterweisungskonzeptes sowie die Zielsetzung.
Sinn und Zweck einer solchen Anfertigung ist es, dass man nicht nur das in der Vorbereitung erworbene Wissen der zuständigen Stelle vorlegt, sondern auch – und das viel mehr – man sich mit einem Ausbildungsthema auseinandersetzen, zielführend strukturieren und somit das in der Vorbereitung erlernte theoretische Wissen in die Praxis transferieren kann: Einen komplexen Ausbildungsinhalt in viele kleinere Einzelschritte zu untergliedern und anschaulich sowie erklärend zu vermitteln.
Ein weiterer Effekt ist, dass man sich in der gedanklichen Strukturierung ebenfalls Gedanken machen muss,
- welche Materialien jeweils und insgesamt benötigt und verwendet werden,
- welche (Sicherheits-) Bestimmungen greifen und einzuhalten sind,
- wo lauern Gefahren oder muss besonders Sorgfalt angewendet werden,
- wie muss ich meine zur Verfügung stehende Zeit kalkulieren und für die jeweiligen Schritte angeben,
- ob die jeweiligen Zwischenschritte ausreichend sind oder ggf. weiter gegliedert werden muss,
- ob unter Umständen sogar Erfahrungen, Anekdoten oder Prüfungshinweise gegeben werden können
- oder aber, ob mit der Finalisierung auch die Schrittabfolge logisch und aufeinander aufbaut.
Anhand eines solchen Konzeptes stellt man einerseits sicher, dass man in der Ausbildungsplanung keine wesentlichen Details vergisst, und andererseits aber auch eigene Lücken des Vergessens oder durch die Arbeitsroutine verwässerte Inhalte auffrischt. Zu beachten gilt nämlich auch der „heimliche Zweck und Ziel“, denn in einer bestimmten unvorhersehbaren Situation muss ein Vertreter oder Ausbildungsbeauftragter anhand des Unterweisungskonzeptes in der Lage sein, ohne große Vorbereitung und ohne große Einweisung diesen beschriebenen Abschnitt unverzüglich übernehmen und durchführen können!
Rechtliche Aspekte
In der einschlägigen Literatur und den gesetzlichen Regelungen ist kein offensichtlicher Hinweis auf ein Verfahren im Umgang mit einem Plagiat zu finden. Interpretatorisch betrachtet, befindet man sich wohl in einer rechtlichen Grauzone.
Zwar hat man höchstwahrscheinlich keine Konsequenzen wegen (versuchtem) Betrug oder Verstoß gegen das Urheberrecht zu befürchten, aber den moralischen Aspekt sollte man dennoch nicht vergessen:
Mit der Unterschrift auf dem Unterweisungskonzept bestätigt man, dass man das Dokument selbst und eigenhändig angefertigt hat und somit auch dessen Urheber ist.
An dieser Stelle sollte man sich mit der Frage nach der persönlichen Eignung im Hinblick auf die eigene Vorbildfunktion als Ausbilder auseinanderzusetzen.
Auch ist nichts bekannt darüber, dass zuständige Stellen gezielte Plagiatssuchen durchführen. Vermutlich wäre der finanzielle und personelle Aufwand hierfür nicht zu rechtfertigen. Aber, und das sollte man auch nicht unterschätzen, es gibt den „Kommissar Zufall“:
- Das Prüfungskomitee hat Verbindungen zu dem Betrieb und bekommt zufällig oder beiläufig, bspw. in einem Gespräch, Kenntnis über den „Copy & Paste – Vorgang“.
- Langjährige Prüfer könnten sich an einschlägige Formulierungen oder Vorgehensweisen erinnern und dadurch ein Plagiat entlarven.
- Auch können Prüfer aus dem Inhalt des Konzepts und der tatsächlichen Durchführung Rückschlüsse auf die Korrelation ziehen.
Bei berechtigten Zweifeln an der Aufrichtigkeit und Selbstanfertigung kann es im anschließenden Fachgespräch zu unangenehmen Fragen kommen, die zu einer schlechten Note oder gar zum Durchfallen führen können.
Zeitlicher Arbeitsaufwand
Das Internet wirft einem auch ohne große und schwierige Suche etliche Suchergebnisse aus, zumal viele zivile Anbieter schriftliche Unterweisungskonzepte online vermarkten.
Auch in größeren Unternehmen wird sich nach kurzer Zeit ein Kollege finden, der bereitwillig seine Überlegungen zur Verfügung stellt.
An dieser Stelle sollen einige negative Aspekte genannt werden:
- Oft investiert man in die Suche mehr Zeit als in eine eigenhändige Anfertigung. Denn sowohl im Internet als auch in der Firma muss man erst einmal ein Konzept, welches auch fachlich, sachlich und auch inhaltlich vollzählig und vollständig ist, zum gewünschten Thema finden.
- Hat man aber tatsächlich ein Konzept von Dritten bekommen, so muss man auch dieses auf seine Richtigkeit überprüfen, ggf. seinen Anforderungen anpassen sowie u.U. formale Vorgaben anpassen. Dies bedeutet ebenfalls eine zeitliche Investition.
Bereits hier lässt sich zusammenfassend vermuten, dass der zeitliche Aufwand nicht wesentlich geringer sein wird als bei einer eigenhändigen Anfertigung.
Information und Inspiration
Es spricht absolut nichts dagegen, sich bei bereits vorhandenen Konzepten inspirieren zu lassen, zu vergleichen oder bspw. Eindrücke über Umfang oder den Grad der Detailliertheit zu gewinnen. Auch ist nichts Verwerfliches daran, eine bestehende Vorlage als Grundlage für seine eigene Ausarbeitung zu verwenden.
Aber man sollte davon Abstand nehmen, das geistige Eigentum eines anderen als das Seinige auszugeben. Es birgt zu viele Gefahren für einen selbst und den Prüfungserfolg, auch wenn das schriftliche Unterweisungskonzept inzwischen nicht mehr bewertet wird und folglich auch keinen Einfluss auf die Prüfungsnote hat:
- Ungewollte Übernahme von fachlichen und inhaltlichen Fehlern oder fehlenden Inhalten
- Unkenntnis über den geschriebenen Inhalt aufgrund rein oberflächlicher Betrachtung
- Übersehen von formalen Vorgaben
Fazit
Gedanklicher Anreize sollte man sich sogar als „Neuling“ bedienen, alleine schon, um durch andere Ausfertigungen eines schriftlichen Unterweisungskonzeptes sprichwörtlich seinen eigenen Horizont zu erweitern.
Mit zunehmender Sicherheit und mehrmaliger Wiederholung wird man wahrscheinlich nicht jedes Mal ein neues Konzept erstellen, sondern das bereits vorhandene nur noch aktualisieren und ggf. auf Neuerungen anpassen.
Aber besonders dann, wenn man sich firm und sicher fühlt, man durch jahrelange Wiederholungen routiniert wird und sich am eigentlichen Thema nichts ändert, sollte es ein Gebot der Vorsicht sein, sich stehts und immer wieder auf das Neue gezielt und angepasst vorzubereiten, um schlichtweg und einfach Fehler zu vermeiden.