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18. Januar 2021
Autor: Michael
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Bleistiftzeichnung von Don Quijote

„Ich habe keine Ahnung, welches Thema ich für die Unterweisungsprobe wählen soll… Irgendwie passt keines so richtig…“

— Don AdA

Bis über die Industrialisierung im 19. Jahrhundert hinaus war es üblich, dass die Gesellen nach ihrer abgeschlossenen Ausbildung auf die Walz gingen. Während ihrer durchaus mehrjährigen Reise durch fremde Regionen und Länder arbeiteten sie in den Meisterbetrieben verschiedener Städte und erlernte so nicht nur neue Techniken, Methoden oder Arbeitsweisen, sondern sie sammelten viel mehr Erfahrungen in ihrem Handwerk und im Leben.

Auf diese Art und Weise wurden zum einen Fähig- und Fertigkeiten, auch über Landesgrenzen hinaus, transferiert und spezielles Wissen an die nächste Handwerksgeneration weitergegeben.

Wenn man also im Umkehrschluss keinen großen Erfahrungsschatz besitzt und man auch nicht so recht weiß, für welches Thema man sich schlussendlich festlegen soll, dann ist man in der Regel gut beraten, wenn man auch hier sprichwörtlich wie der Schuster bei seinen Leisten bleibt – bei einem Thema aus seinem eigenen Berufs- oder Freizeitumfeld. Denn letztendlich geht es bei der Unterweisung nicht darum, dass der Auszubildende in die hohe Kunst des Branchenkönnens eingewiesen wird, sondern viel mehr um die Methodik, das „Wie“.

Nicht schon wieder…

Wer den Auszubildenden in der Unterweisungsprobe mimt, ist nicht bundeseinheitlich geregelt und obliegt der Festlegung durch die regional zuständige Kammer selbst. Oft wird daher der Azubi durch ein Mitglied des Prüfungsgremiums dargestellt.

Ein solcher Rollenspieler wird mit zunehmender Prüferfahrung an einem fortschreitendem Prüfungstag nicht immer sonderlich erpicht und begeistert sein, wenn er am selbigen Tag das wiederholte Mal Gemüse schneiden oder einen Überweisungsträger ausfüllen darf.

Im Gegenteil: Mit der richtigen Motivation und entsprechender Vorbereitung kann auch ein immer wiederkehrendes Darbietungsthema Interesse wecken und das Präsentationsniveau heben.

Jetzt aber kommt es zum Tragen, ob man das Thema mit dem zugehörigen Themengebiet nur kennt oder sich tatsächlich auch auskennt und Erfahrung vorweisen kann: Kreativität und Einfallsreichtum sind hier die magischen Worte.

Als Beispiel sei hier das Ausfüllens eines Überweisungsträgers, den man in jeder Filialbank an einem Schalter bekommen kann, genannt.

Jemand, der das Bankenwesen nur kennt, wird lediglich den Vordruck systematisch von oben beginnend nach unten ausfüllen lassen und darauf achten, dass die Buchstaben- und Zahlenkombinationen im richtigen Feld und lesbar ausgefüllt sind. Der erfahrene Banker mit entsprechendem Hintergrundwissen könnte bspw. im Rahmen der Unterweisung auch erklären, was der Unterschied ist zum früheren Überweisungsverfahren, bestehend aus BLZ und KtoNr., und/oder gibt einen Einblick in das europäische (SEPA) oder gar internationale Zahlungsverkehrssysteme (SWIFT). Dabei ist er natürlich auf mögliche Fragen des Auszubildenden vorbereitet und kann leicht Rede und Antwort stehen.

Vorsicht ist besser als Nachsicht

Viel öfters bei komplexen Unterweisungsthemen als bei einfach gehaltenen Unterweisungen besteht die Gefahr, dass sprichwörtlich das Eis unter einem nicht nur zu brechen droht, sondern man sogar einbricht und man aus dem Wasser nicht mehr von alleine herauskommt. Das passiert meist dann, wenn man ein komplexes Thema als Unterweisungsgrundlage nimmt und der Auszubildende durch Fragen vom ursprünglichen Inhalt ablenkt. Dies kann zur Folge haben:

  • dass man nicht mehr zum „Roten Faden“ zurückfindet
  • sein Unterweisungsziel auch nicht mehr im Prüfungsahmen erreicht
  • und erst mit einer externen Beendigung der Unterweisung wieder an einem nicht gewünschten Ufer anlandet.

Wenn der Dozent nicht wäre…

In der Prüfungsverordnung von 2009 ist im vierten Paragraphen zu entnehmen, dass eine „berufstypische Ausbildungssituation“ zu wählen ist. Weitere Einschränkungen werden weder aufgeführt noch lassen sich diese aus dem Text ableiten.

Aber dennoch gibt es Dozenten, die die entsprechende Vorgabe weiter eingrenzen und beschränken und zwar auf die EIGENE berufstypische Ausbildung.

Der Frage, ob diese Beschränkung in der Themenwahl zulässig oder unzulässig ist, soll hier nicht nachgegangen werden, denn sie ist absolut sinnvoll und auch nachvollziehbar, denn das Bild von einem Koch, der einen Überweisungsträger ausfüllen lässt, passt nicht so richtig in den Rahmen. Auch wird mit diesem Schritt einem Gefahrenpotential vorgebeugt, indem man bereits im Vorfeld die eigene Berufserfahrung als sichere Ausgangsbasis und als Rettungsanker für unangenehme Fragen des Auszubildenden zu Grunde legt.

Fazit

Mit der Liebe zum Detail und dem nötigen Hintergrundwissen lässt sich aus einer einfachen Handlung eine durchaus für die Prüfer interessante und auch informative Unterweisung gestalten.

Daher sollte man unbedingt bei der Auswahl des Themas darauf achten: Weniger ist oft mehr.


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